Freitag, 23. Januar 2015

Ausflug ins Voodoo-Land


Am 05.01.2015 um 10 Uhr ging es mit Leo, meinem Nachbarn, in Richtung Vogan. Vogan ist eine mittelgroße Stadt östlich von Lomé und ein recht großes Voodoo-Zentrum.


Voodoo:

Die Religion Voodoo ist in Teilen Afrikas und Amerikas aufzufinden. Jedoch hat sie ihren hat ihren Ursprung in Westafrika und wurde durch den Sklavenhandel in Amerika verbreitet. Ein großes Voodoo-Zentrum ist die Region östlich von Lomé bis nach Benin. Man schätzt, dass die Religion 60 Millionen Anhänger hat.
Grundsätzlich gibt es einen Gott, den sogenannten „Bondieu“ (Guter Gott). Und Geister, welche verschiedene Funktionen einnehmen. Diese Geister stehen als Vermittler zwischen den Schamanen und dem „Bondieu“. Die Namen der Geister oder des Gottes sind je nach Ethnie unterschiedlich. 

Fetisch-Puppen in Tabligbo
Ebenfalls umfasst die Voodoo-Religion ein sehr großes Spektrum! Zum einen werden viele Praktiken auf einer spirituellen Ebene geführt. Das bedeutet dass zu besonderen Ritualen Schamanen oder Auserwählte in eine Art Trance fallen und von einem Geist besessen sind. Währenddessen sie in Trance sind werden ihnen Fragen gestellt zur Zukunftsvorhersage usw. Oft Schneiden sich die Besessenen tiefe Wunden in ihren Körper um der Trance standzuhalten oder sie zu verstärken.
Eine weitere Richtung des Voodoo ist die Heilkunde. Mit einem großen Wissen über Kräuter und Essenzen kann gegen alle möglichen Krankheiten behandelt werden. Meist ist diese Heilkunde ebenfalls auf einer spirituellen Ebene.
Weiterhin gibt es die „Schwarze Magie“, welche von vielen sehr gefürchtet wird. Angeblich sollen Schamanen in der Lage sein Tote zum Leben zu erwecken, anderen Menschen Krankheiten oder den Tot zu wünschen oder Menschen mit einem ewigen Fluch zu verzaubern.
Tierfetische oder Holzpuppenfetische sind fester Bestandteil der Religion und koppeln die Verbindung zwischen Geist und Mensch oder heilen Krankheiten. Oft werden Tierfetische auch zu sich genommen. Beispielsweise soll das Pulver eines getrockneten Kameleons gegen Malaria helfen.
Opfergaben sind ebenfalls fester Bestandteil der Religion und haben vor allem den Nutzen, dass der Zauber oder der Wunsch erhört wird. Diese Opfer können ganz verschiedene sein. Es reicht von Tieropfer bis Kleider oder Geld.
Außerdem vermischt sich der Voodoo Glaube hier mit dem Christentum. Dies ist ebenfalls eine Besonderheit und lässt noch bestimmte Impulse in den Voodoo-Glauben einführen.

Kurz zu Leo: 
Leo

Leo ist ein Deutschstudent und gleichzeitig unser Nachbar. Mit ihm hatten schon unsere Vorfreiwilligen viel zu tun und grade in den ersten Monaten griff uns Leo etwas unter die Arme und zeigte uns allerhand Sachen in Lomé.
Und wenn man abends mal Lust auf ein Bier hat – Mit ihm ist das kein Problem!




Montag, 05.01.2015

Bis nach Vogan fuhren wir nicht mit einem Taxi auf der Straße. Nein! – Wir nahmen Leo’s Moto und rasten über Stock und Stein auf Feld- und Schotterwegen.
Aber das ist gut so, denn dadurch konnte ich allerhand sehen. Kaum ist man aus der Stadt Lomé umfasst einen sattes Grün und eine kleine Sumpflandschaft, wo es auch viele Krokodile geben soll. Neben schönen kleinen Dörfern kamen wir auch an großen Kraftwerken und Phosphorgruben vorbei. Hier boomt die Zementindustrie! Aber nicht von Togoern sondern von Chinesen, welche hier mächtig investieren.

Leo's Mutter und ich vor der Hütte in der ich eine Nacht verbracht habe.
Angekommen in Vogan besuchten wir Leo’s Oma und viele Verwandte von ihm. Mit Palmenwein und zwei Pflichtsodabi quatschten wir etwas mit seinem Opa und seinem Onkel (Sodabi ist Palmenschnaps).
Nach Gao (das sind frittierte Bohnenmehlbällchen) mit Chilisoße ging es um 13 Uhr weiter nach Tabligbo, in sein Heimatdorf.

Als wir nach insgesamt ca. 2 Stunden Motofahrt in Tabligbo angekommen sind, besuchten wir als erstes Leo’s Eltern und seinen Bruder. Wie ich später erfahren habe ist das ganze Viertel Verwandtschaft von ihm. Halb-Geschwister, Cousins, Tanten, Onkels usw. Die Familie besitzt sogar einen eigenen Voodoo-Schamanen und eine Voodoostätte. Sein großer Bruder ist ebenfalls Schamane und stellt nebenbei noch etwas Sodabi her. Am späten Nachmittag zeigte Leo mir noch die Gärten um Tabligbo und wir fuhren zu einer riesigen Zementfabrik. Den Tag ließen wir dann ausklingen mit Tschuk (Most aus Hirse) und Sodabi und Pâte mit Fischsoße, welches uns seine Mutter zubereitete.


Dienstag, 06.01.2015:

Am frühen Morgen ging es auf zum Schamanen. Ich wollte etwas mehr über die Naturreligion Voodoo erfahren und mit Leo hatte ich da die besten Chancen. Der Freund von seinem großen Bruder soll ein mächtiger Schamane von Tabligbo sein, wo Leute aus Nigeria, Benin und Burkina und selbst Weiße hinfahren.
Im ersten Moment kam mir der Schamane nicht vor wie ein Voodoo-Priester. Mit einem langen Pull-Over und einer knielangen Hose empfing er uns. Wie üblich gab es einen Sodabi zum Empfang (es war 7 Uhr) und dann wurde besprochen weshalb ich gekommen war. – Der Schamane, Leo und sein großer Bruder redeten 2 Minuten auf Ewe (eine afrikanische Sprache) und dann ging es los.
Der Schamane führte mich mit Leo vor ein Zimmer. Barfuß und nur rückwärts mit geschlossenen Augen durften wir das Zimmer betreten. Jetzt sah er übrigens auch aus wie ein richtiger Schamane! Er trug nur eine kurze weiße Hose und sein gesamter Körper war überseht von Narben. Außerdem hatte er verschiedene Zeichen mit einer gelb-braunen Farbe auf seinem Körper. Anschließen bat der Schamane und sich auf eine Bank zu setzen und sich nicht umzudrehen. Vor uns standen überall Holzpuppen und Kerzen, welche alle durch ein weißes Pulver bedeckt waren. Auch ich musste dann meine Füße und meine Hände mit diesem Pulver einreiben. 
Der Schamane und sein Lehrling 
Der Schamane hockte sich vor uns und fing an mit den Geistern zu reden. Gleichzeitig bestreute er bestimmt Figuren mit Pulver und besprühte sie mit einer durchsichtigen Essenz. Anschließend legte er einen Stab auf den Boden, drunter 1000 Franc CFA und legte ein weißes Tuch drüber. Er sagte zu mir, ich solle nun genau aufpassen und hingucken. Er deckte das Tuch nochmal auf und zeigte mir den Stab und die 1000 Franc CFA.
Anschließend begann er laut zu reden, Pulver über das Tuch zu streuen und seine Hände in einer bestimmten Reihenfolge zu bewegen.
Nach 5 bis 6 Minuten stand er auf und sagte die Geister haben uns erhört, aber es sei nicht leicht gewesen. Ich sollte nun das Tuch aufdecken und anstatt dem Geldschein lagen nun 5 Ice-Bonbons da. Ich war ziemlich verwundert, aber Leo schmunzelte nur …

Anschließend zeigte uns der Schamane die anderen Zimmer, in denen man das eigentlichen Voodoo betreibt. Vollgestellt mit großen Holzfiguren, Tierschädeln, Federn und Knochen. Allesamt mit Kerzenwachs, Puder oder Asche bedeckt. 
Tierfetische in Tabligbo
Damit die Wünsche oder Gebete der Leute erhört werden müssen Ofer gebracht werden oder bestimmt Sachen zu sich genommen werden. – Das war schon alles etwas gruselig! Da ich mit Leo und seinem großen Bruder gekommen bin durfte ich sogar Fotos schießen! Eigentlich ist das untersagt, aber ich war ja ein Freund der Familie!
Der Schamane lud uns noch freundlich zum Essen ein, aber wir lehnten dankend ab! Das Ganze war schon etwas gruselig und angsteinflößend. Zum Glück ist Leo da der gleichen Meinung wie ich. Obwohl er aus einer Voodoo-Familie kommt ist Leo zur Voodoo-Religion distanziert. Daher ist er auch nach Lomé gezogen.

Zum Mittag gab es bei Leo’s Mutter wieder Pâte mit Gombosoße, bevor wir die Motortour in Richtung Benin starteten!

Auf geht's mit der Piroge nach Benin!
Wir fuhren bis zum Mono, dies ist der Grenzfluss zwischen Togo und Benin. Dort kamen wir zu einer Hütte wo wir ganz viele Motofahrer auffanden. Komisch, dass so viele Leute sich im Nichts rumtreiben. Bis Leo mir dann erklärte, dass die Leute Benzin von Benin nach Togo schmuggeln, um es in Togo teuer zu verkaufen.
Wir nutzten gleich die Gelegenheit und fragten den Pirogenfahrer ob er uns mit auf die andere Seite des Flusses nimmt. Kein Problem, meine er und los ging‘s!
Ich war dann ganze 20 Minuten illegal in Benin.

Als wir wieder in Tabligbo waren verabschiedeten wir uns von allen und um 16 Uhr brachen wir auf um nach Lomé zu fahren.